Kulturverständnis des ORF?
In den letzten Tagen waren die Kulturnachrichten durch erhebliche Verluste gekennzeichnet.
Das Dahinscheiden von Ingmar Bergman, einer der größten Regisseure aller Zeiten, Michelangelo Antonioni, der mit „Blow Up“ zweifellos in die Filmgeschichte einging, sowie der Tod einer der höchstdotierten Theater- und Fernsehschauspieler im deutschen Sprachraum, Ulrich Mühe, bedeuten einen tragischen Verlust für die Film und Theaterwelt und unsere Kulturgesellschaft.
Auch der ORF sieht das auf diese Weise und beschließt kurzerhand ein Hörspiel mit Ingmar Bergman und das hoch dotierte Meisterwerk Michelangelos in sein Programm aufzunehmen. Die Sendezeiten wurden, fraglos konsumentenfreundlich, gewählt: zwischen Mitternacht und Morgengrauen, wochentags versteht sich von selbst.
Auch an Ulrich Mühle wird, spät nachts natürlich, mit „Funny Games“ erinnert.
Dahingegen muss man auf den französischen Schauspieler Michel Serrault leider verzichten- Obgleich seine Werke nicht minder Beachtung verdienten.
Aber, ganz im Verständnis für den ORF, muss man zugeben, dass man nicht Alles berücksichtigen kann. Immerhin ist es schwierig in der gegebenen Fülle an Qualitätssendungen und gesellschaftlich unverzichtbaren Beiträgen, wie Pilcher und Volksmusik, oder die hundertste Staffel von verschiedenen Sitcoms, noch eine Lücke für mögliche Gedenkbeiträge zu finden.
Und überhaupt, so kurzfristig, scheint es schier ein Akt der Nächstenliebe zu sein, die Werke überhaupt in die Programmgestaltung aufzunehmen.
Tja, der Tod ist nämlich nicht ganz so zeitlich planbar wie ein 60-jähriger Geburtstag einer „immerhin“ lebenden Ikone.
Nun ja, so sind wir doch froh, dass uns der ORF es ermöglicht, mittels einer, ich würde mal sagen -sehr auf das Wesentliche beschränkten- Auswahl an Beiträgen, Anteil zu nehmen an dem Abschied von so bedeutenden und prägenden Mitgliedern unserer Gesellschaft, die sich durch ihr Lebenswerk diesen „würdigen“ Abschied verdient haben.
Leider wird es mir nur schwer möglich sein, diese wertvollen Beiträge gedenkend zu verfolgend, da mein Aufmerksamkeitsgrad wohl nicht bis frühmorgens reichen wird... außer meine Chefin drückt ein Auge zu; vielleicht möchte Sie sich ja selbst diesem großzügigen künstlerischen Angebot widmen und spätnachts etwas Kulturluft schnuppern... und schläfrig an Legenden der Film- und Theaterszene gedenken.
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