Mittwoch, 26. September 2007

World Press Photo 07 - Die Bilanz

Nun, ich habe ja vor einiger Zeit über die nun schon knapp einen Monat laufende World Press Photo Ausstellung berichtet, die mich nicht nur in Euphorie, sondern auch in höchste Neugierde versetzt hat.

Natürlich habe ich diese Ausstellung also so bald wie möglich besucht, doch was mich erwartete, war alles andere als das, was ich mir vorgestellt hatte.

Es ist wie bei einem Kinotrailer: Die besten Szenen werden schon in den zwei Minuten Filmvorschau gezeigt. Wir gehen alle voll Vorfreude ins Kino mit der Erwartungshaltung, die wir uns aus dem Trailer zusammengestrickt haben. Und was sehen wir? Eine extended Version der besten Szenen. Wir gehen aus dem Kino, sind bitter enttäuscht - zumindest in vielen Fällen - und geben dem Film eine gnädige 4 auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 die beste Note ist.

Nicht anders war es also mit besagter Ausstellung; nur, dass wir hier keinen Trailer, sondern ein paar Bildbeispiele im Internet auf der Homepage der Galerie Westlicht angesehen haben.
Wir - drei Studierende der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften, also alle mit einem gewissen Erwartungspotential - haben uns wirklich viel Zeit gelassen alle ausgestellten Fotos (übrigens keines größer als maximal A2, wenn nicht eher A3) in diesem einen großen Raum (ja, richtig gelesen, ein einziger Raum) zu begutachten, alle Erklärungen durchzulesen. Aber so sehr wir uns auch bemühten, länger als 40 Minuten konnten wir unseren Galerie-Besuch einfach nicht ausdehnen.

Die Bilder - bekanntermaßen von einer Jury nominiert, auserwählt und prämiert - zu 75% Fotografien aus Kriegsgebieten mit aufgeschnittenen, leblosen Körpern, nahe dem Hungertod lebender Menschen und anderer Katastrophenszenarien.
Bevor nun Einspruch erhoben wird, sei an dieser Stelle angemerkt, dass mir / uns natürlich klar ist, dass sich nun einmal viele Geschehnisse auf dieser Welt im negativen Rahmen abspielen und genau diese Szenerien eben das sind, was die Welt beschäftigt und somit auch die Presse widergibt.
Aber niemand kann mir plausibel einreden, dass drei Viertel der besten Pressefotos aus dem vergangenen Jahr tote Kinder, verhungerte Menschen und zerbombte Wohngebiete beinhalten. Wenn ich persönlich - damit vielleicht auch klar ist, weshalb ich nun ein wenig verwirrt und enttäuscht bin - an die besten, also die Superlative von guten, sehr guten, grandiosen Bildern denke, dann denke ich an beeindruckendes, faszinierendes, vielleicht auch erschütterndes, aber immernoch überzeugendes Bildmaterial.

Nun... vielleicht hilft es ein wenig dahingehend zu appellieren, dass eine subjektive Jury (und das ist nunmal die einzige Form, in der eine Jury trotz vorgegebener Beurteilungskriterien existieren kann) den Begriff von den besten Pressefotos eines Jahres überdenkt und auch die Begrifflichkeiten "gut - besser - am besten" hinterfragt... einfach nur für sich selbst bewerten: Was ist gut? Was ist besser? Und was ist am besten?
Was zeichnet ein Bild als das beste aus? Ein aufgeschnittener, toter Kinderkörper oder beispielsweise die beeindruckende Szenerie des Publikums, das bei 15 Minusgraden dabei zusieht, wie sich Österreich beim Skisport wieder den Dreifachsieg holt?

(Sicher, das war ein etwas patriotisches Beispiel, aber ich denke der kluge Blogleser weiß, wovon die Rede ist.)

Entscheiden Sie selbst...

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