Montag, 7. April 2008

ORF - Corps diplomatique...

Da hat sich unser Lieblingsrundfunk wieder durch besonders diplomatische, politisch korrekte Berichterstattung ausgezeichnet, als er vor dem Wochenende bitter enttäuscht Folgendes auf seine Website stellte:




Manch ein Leser könnte sich jetzt fragen, was denn um Himmels Willen ein Emo ist? Das Wort "Emo" stammt von Emocore und ist der Ausdruck für ein Subgenre der Hardcore-Punk-Musikecke. Es zeichnet sich - so Wikipedia - durch das besondere Betonen von negativen Gefühlen wie Trauer und Verzweiflung aus, behandelt jedoch auch persönliche Themen wie Liebe und Ähnliches. Als Emo werden auch gerne die Anhänger dieser Bewegung bezeichnet, die sich - wie das in allen Jugendkulturgruppen der Fall ist - mitunter durch ihr äußeres Erscheinungsbild als solches zu verstehen geben.

Politisch korrekt und seriös wie unser ORF nun einmal ist, hat er sich an eine noch aus Schulzeiten bekannte algebraische Formel erinnert, die besagt: Wenn a = b und b = c, dann gilt auch a = c. Prinzipiell richtig. Setzt man für a nun eine Person, die sich als Emo äußert, ein, und für b die Emotion der Traurigkeit und für c wiederum unseren werten Bond, dann müsste doch auch hier a gleich c sein und somit ist James Bond ein Emo. Weil auf ihn nämlich im neuen Bondfilm "Quantum of Solace" ein Heer an traurigen Emotionen einzuprasseln scheint. So die ORF-Berichterstattung.

Und überhaupt wird der Film gar nicht lustig, denn es gibt nur schöne Explosionen (Was um Himmels Willen sind schöne Explosionen? Explosionen, die nur eingebaut werden, weil die explodierenden Gegenstände schön zu betrachten sind.... ach so....), ein Bondgirl, das sich nicht küssen lässt und der Schurke ist diesmal nicht steinreich und dekadent. Stattdessen haben die Regisseure des neuen Bondfilms was Neues gemacht. Na geh! Wir wollen unser Schema zurück!

Zurück zur diplomatischen ORF-Berichterstattungs-Weise...
Zum Glück müssen die Online-Redakteure des ORF sich nicht alleine in ihrer emohaften Traurigkeit wiegen, was ihr unentdecktes Potential der korrekten Berichterstattung anbelangt. Auch ihre Kollegen aus der TV-Redaktion haben sich mit einem ähnlich subtilen Beitrag zu einer anderen momentan vorherrschenden musikalischen Jugendkulturgruppe ausgezeichnet: Den "Krochan".

"Was ist denn das nun wieder?" - Könnte man sich fragen. Daher auch diesmal die wikipedische Erklärung: Der Begriff leitet sich aus dem wienerischen Mundartwort "einekrochn", auf gut Deutsch "hineinkrachen", ab. Es konzentriert sich das Hauptaugenmerk Angehöriger dieser Trendgruppe auf die Kleidung und den Tanzstil.
So wie fast jede Jugendkultur unterscheiden sich Krocha mit der Kleidung optisch vom Rest der Gesellschaft. Sie geben sich markenbewusst und tragen T-Shirts von D&G, De Puta Madre 69 und Ed Hardy
offen zur Schau. Zum Outfit gehören meist gold- oder silberfarbene Sneaker oder Boxerstiefel, große, lose auf den Hinterkopf gesetzte Trucker- und Designer-Kappen wie von Ed Hardy oder „Flash Caps“ genannte Kappen in Neonfarben, enge Jeans, etc. (zit. Wikipedia)

Der Beitrag der ZIB 2 vergangene Woche zu den "Krochan" spricht in seiner Professionalität für sich.

Was würde denn der Rest unserer Medienlandschaft zu solch einer politisch inkorrekten Berichterstattung sagen?! Nun... Der Standard bietet uns eine Antwort:

Neonkapperl, hektische Beinarbeit: Thomas Schäfer-Elmayers "Krocha"-Einlage bei "Dancing Stars" erinnert ein bisschen an den ORF. (zit. Standard)

Mehr sei dem leider nicht mehr hinzugefügt.

Wir hoffen auf weitere amüsant-suboptimale Beiträge unserer Qualitätsmedien zu den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen unserer Zeit und verbleiben mit korrekter Quellenangabe!

Ihr RELATIONS-Blog


Quellen:
ORF.at-Bericht zu "Der 'einsame Lebensstil' von Mördern": Link dazu!
Wikipedia - "Emo": Link dazu!
Wikipedia - "Krocha": Link dazu!
Video zum ZIB 2-Beitrag: Link dazu!

Standard-Beitrag: Link dazu!

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