Bringen Sie das zusammen...?
Unter diesem Aufhänger fielen erstmals 2003, meiner Ansicht nach besonders einprägsame und damit durchaus wirkungsvoll gestaltete, Werbeplakate des Jugendamtes im Wiener Straßenbild auf.
Mit süßen Fratzen, die sich mit mienenverzerrten Gesichtern gegen den allbekannten Kleinkinderfeind, im Volksmund „Gemüse“ genannt, zu wehren versuchten, warb das Jugendamt damals erstmals um Pflegeeltern für zahlreiche betreuungslose Kinder, die sich wartend unter den Fittichen des Jugendamtes befanden- und in großem Maße noch immer befinden.
Wer kann sich nicht an den trotzigen Lockenkopf erinnern, der beim Anblick des abscheulich grünen Brokkolis am Liebsten die Flucht ergriffen hätte?
Mir zumindest blieb dieses Werbesujet sehr gut in Erinnerung und ich fand auch die Motivation aus welcher heraus diese Kampagne entstand sozusagen lobenswert. Mir gefiel, und gefällt nach wie vor diese Idee ganz einfach.
Darum empfinde ich es auch als durchaus positiv, dass die Kampagne nicht verworfen, sondern ständig daran gefeilt (was auch von ihrem Erfolg zeugt) wurde. Durch den Erfolg und die vermehrte Rückmeldung bestärkt, beschloss man, getrieben von dem immer noch immensen Bedarf an Pflegeeltern, die Kampagne auf ein weiter gestreutes Publikum anzupassen.
Man richtet sich mehr nach dem Zielpublikum und spricht verschiedene Formen von Lebensgemeinschaften, beziehungsweise auch bewusst allein lebende Menschen an.
Neben, der im Volksmund als „normale“ Form der Lebensgemeinschaft bezeichnete, heterosexuellen Lebensgemeinschaft, richtet man sich ganz bewusst an homosexuelle Paare, allein erziehende Elternteile und solche, die es gerne sein würden.
Ich finde die Idee gut; sehr gut. Die Fürsorge für einen anderen Menschen zu übernehmen sollte als keine soziale Wohltat angesehen werden; es sollte viel mehr das Bedürfnis nach liebevoller Fürsorge auf der einen Seite und die Notwendigkeit einer wohl gesonnen Obhut auf der anderen Seite befriedigen.
Noch immer gibt es zahlreiche Kinder, die sich danach sehnen einen, oder mehrere Menschen zu finden, denen sie am Herzen liegen; die sich um sie kümmern und ihnen ein Gefühl der Geborgenheit und des Willkommens geben. Ob diese Menschen nun aus einer Person, aus mehreren Personen, männlich, weiblich, in welcher Konstellation auch immer bestehen, das ist dem Kind, da bin ich mir sicher, relativ egal.
Lernen kann man es sicher nicht, können tun es viele nicht, aber zusammen kann man es versuchen und möglicherweise etwas erfahren, was über gesellschaftliche Klischees und Erwartungen hinausgeht.
Das hört sich schön an. Rosig. Und eigentlich unkompliziert.
Darum frage ich mich warum unsere Politik (pardon... ich will nicht alle politisch engagierten Menschen dieses Landes in einen Topf werfen), also sagen wir einige Politiker, eigentlich etwas gegen diese Entwicklung haben.
So spricht die FPÖ ganz ungeniert und offenkundig von einer an „Absurdität nicht mehr zu überbietende Kampagne.“ Weiters meinen einige FPÖ Politiker: „Ewiggestrige linke Tagträumer haben offenbar nach wie vor das Ziel, gewachsene Lebensgemeinschaftsstrukturen durch ihr ideologisch-verworrenes Weltbild zu zerschlagen“... „man wolle durch die Hintertüre das Adoptionsrecht für Homosexuelle zumindest gesellschaftsfähig machen“.
Was soll man hier noch anfügen? Soviel Ignoranz und Stupidität auf einem Haufen... eigentlich ist das eine Schande...
Wohlgemerkt: Ich möchte hier keine allgemein gültige Meinung vertreten. Das war einzig und allein meine erste Assoziation.
Soviel Verständnis ich jeden Mensch, jeglicher politischen Gesinnung (naja, fast jeglicher...), auch entgegen bringen möchte, so möchte ich aus meiner Warte nicht die Person sein, die den Kleinen mitteilt, dass es in Zukunft noch weniger Menschen geben wird, die sich gerne ihrer annehmen würden, da man es einer Mami allein oder sogar zweien unter keinen Umständen erlauben dürfte sich um sie zu kümmern. Dasselbe gilt natürlich auch für die männliche Seite.
Immerhin muss die Vorstellung schon schrecklich sein: ein Kind mit zwei Menschen des gleichen Geschlechtes, die sich liebevoll zusammen darum kümmern... ganz im Gegensatz zu dem Bild von einem Kind ganz allein... allein sich selbst überlassen.
In einen Politikerkopf möchte man (beziehungsweise ich) nicht zu Hause sein, kann ich da nur anfügen...